Vor dem Anpfiff herrschte in der medizinischen Abteilung des FCB Hochbetrieb. Vier Profis lieferten sich einen Wettlauf mit der Zeit und zumindest Daniel van Buyten (Prellungen) und Diego Contento (Prellung) konnten von Beginn an auflaufen. Martin Demichelis (Wade) und Miroslav Klose (Infekt) nahmen zumindest auf der Ersatzbank Platz. Verzichten musste Louis van Gaal außerdem auf Anatoliy Tymoshchuk (Magen-Darm) sowie die gesperrten Franck Ribéry (Rot) und Danijel Pranjic (3. Gelbe). Mark van Bommel kehrte nach abgesessener Gelb-Sperre in die erste Elf zurück. Trotzdem war die Personallage so angespannt, dass ein Platz auf der Ersatzbank frei blieb.
Blitzstart durch Müller
Auf den elf Positionen der Startaufstellung gab es im Vergleich zum 1:1 in Gladbach drei Tage zuvor mehrere Änderungen. In der Viererkette rückte Holger Badstuber in die Innenverteidigung, seine Linksverteidigerposition übernahm Contento. Im Mittelfeld kehrte Van Bommel auf die Doppelsechs neben Bastian Schweinsteiger zurück, Hamit Altintop ersetzte Ribéry auf dem linken Flügel. Ohne große Personalsorgen konnte Olympique in die Partie gehen. Nur Jérémy Toulalan (Gelb-Rot) fehlte, in der Innenverteidigung konnte mit Cris (Prellung) und Jean-Alain Boumsong (Wade) die Stammbesetzung auflaufen. Lyon begann in seinem klassischen 4-3-3-System.
Mit tausenden Fähnchen in den Vereinsfarben von Olympique hatten die Zuschauer die Mannschaften frenetisch begrüßt, doch schon nach 120 Sekunden hätte Thomas Müller die Euphorie im Stade de Gerland beinahe einen kräftigen Dämpfer versetzt. Nach Vorarbeit des unermüdlichen und giftigen Ivica Olic, der Cris den Ball abluchste, setzte Müller den Ball freistehen aus sechs Metern neben das Tor.
Auch danach blieben die Bayern das gefährlichere Team. Lyon, nach vorne gepeitscht vom Publikum, versuchte zwar, Druck aufzubauen, agierte aber zu ungenau. Die Bayern nahmen den Kampf an und es gelang ihnen, nicht nur die Hausherren vom Tor fern zu halten, sondern auch sich die deutlich größeren Spielanteile zu erarbeiten. Und mit ihren schnellen Angriffen brachte die Van-Gaal-Elf die OL-Defensive ein ums andere Mal zum Wackeln.
In der zehnten Minute fand Müllers flache Hereingabe an den Fünfmeterraum keinen Abnehmer, vielleicht hätte er besser selbst den Abschluss suchen sollen. Später klärte Cris nach einer Olic-Flanke artistisch vor dem einschussbereiten Arjen Robben (23.), ein paar Minuten später war der Ball im Tor: Müller legte zurück auf Olic, der Hugo Lloris im Lyon-Tor aus sechs Metern keine Abwehrchance ließ - 1:0 (26.).
Butt kaum beschäftigt
Olympique berappelte sich zwar von diesem Schock, fand aber kaum Mittel, sich gegen die Dominanz des FC Bayern zu behaupten. Bastos hatte in der 31. Minute die einzige Tormöglichkeit für die Franzosen vor der Pause, verzog jedoch freistehend vom linken Eck des Fünfmeterraums. Jörg Butt musste nicht eingreifen. Der FCB-Keeper war in der ersten Halbzeit ohnehin hauptsächlich mit Rückpässen beschäftigt. Die letzte Chance vor der Halbzeit hatte Robben mit einem Fernschuss ans Außennetz (34.).
In der Halbzeit wechselten beide Mannschaften aus. Beim FC Bayern kam Demichelis Van Buyten, der einen Schlag abbekommen hatte. Lyon-Trainer Claude Puel brachte mit Gomis einen Stürmer für Linksverteidiger Cissokho, der in der 50. Minute auch gleich eine Chance hatte: Seine Direktabnahme im Strafraum landete aber deutlich über dem Tor.
Cris fliegt, Olic trifft
Grundsätzlich änderte sich jedoch nichts an der Überlegenheit der Bayern, die sich mit dem 1:0 noch nicht zufrieden gaben. Schweinsteiger verpasste mit einem Volleyschuss aus 18 Metern knapp das Tor (53.), Robbens Versuch aus gleicher Distanz lenkte Lloris zur Ecke, bei der Olic knapp am Ball vorbeisegelte (57.). Kurz darauf musste Lyon-Kapitän Cris vom Platz. Nachdem er über eine gelbe Karte gegen sich meckerte, quittierte der Schiedsrichter dies mit Gelb-Rot (59.).
Zwei Minuten später musste erstmals Butt seine Klasse beweisen, als er einen Fernschuss von Sydney Govou mit den Fäusten parierte (61.), dann sorgte Olic für die Vorentscheidung. Altintop steckte durch und der Kroate ließ sich allein vor Lloris seinen zweiten Treffer nicht nehmen - 2:0 (67.).
Olic zum Dritten
Der Torhunger des FCB war aber noch immer nicht gestillt. Robbens Knaller aus 18 Metern parierte Lloris (71.), dem einschussbereiten Olic spitzelte Makoun in letzter Sekunde den Ball vom Fuß (76.). Nur zwei Minuten später schnürte Olic schließlich seinen Dreierpack: Eine Flanke von Philipp Lahm köpfte er zum 3:0 in die Maschen (78.). Diesen Vorsprung spielten die Bayern souverän über die Zeit.
Für fcbayern.de im Stade de Gerland: Nikolaus Heindl